Off Axis Guider Mitsuboshi OAG5
 

 

Off-Axis-Guider - was ist das eigentlich?

Ein OAG ist ein Hilfsmittel, um bei langbelichteten Aufnahmen die Nachführkontrolle (Guiding) sicherstellen zu können.
Im Prinzip muss beim Guiding (siehe Autoguiding) mit einem OAG, wie bei einem Leitrohr, ein Leitstern bezüglich seiner relativen Position verfolgt werden. Leider neigen Leitrohre bei längeren Brennweiten (ab 1500 mm und mehr) zu Flexionen. Dies bedeutet, dass sich das Leitrohr um sehr kleine Beträge relativ zum Aufnahmeinstrument bewegen kann. Es gibt hierfür vielfältige Ursachen, wie z.B. labile Leitrohrschellen, zu schwache Prismenklemmen, unterdimensionierte Okularauszüge uvm.

Ein OAG hingegen befindet sich direkt im optischen Pfad des Aufnahmesystems. Die Verbindung kann im Gegensatz zu einem Leitrohr sehr starr realisiert werden.

Der Trick bei einem OAG ist nun, dass mit einem kleinen Prisma (hier 12 mm x12 mm) vom äußeren Teil des Strahlengangs (daher "off-axis") ein kleiner Teil des Lichts seitlich herausgelenkt wird. In diesem kleinen Lichtbündel sind im Regelfall immer noch genügend Leitsterne zu finden. Das Prisma kann je nach Modell um die optische Achse herum gedreht und auch etwas verschoben werden.
Das Prisma kann auch in der Höhe verändert werden. Es wird so eingestellt, dass es den CCD-Sensor der eigentlichen Aufnahmekamera nicht abschattet und trotzdem noch möglichst viel vom Strahlenkegel erfassen kann.

 

Schema des Strahlengangs bei einem Off-Axis Guider

A = CCD-Sensor der Aufnahmekamera
B = Prisma des Off-Axis Guiders
C = CCD-Sensor der Guidingkamera
D = Gehäuse des Off-Axis Guiders

 
Mitsuboshi OAG5 Off-Axis Guider
 

Hier im Bild ist das kleine höhenverstellbare Prisma zu erkennen, welches vom Rand des Strahlengangs einen kleinen Teil des Lichts nach oben auslenkt.

 
Der obere Aufnahmestutzen (1 1/4") für die Leitkamera kann feinfühlig in der Höhe verstellt werden, damit die Leitkamera fokussiert werden kann. Die vordere 2"-Hülse kann mit dem Rotator spielfrei um 360° gedreht werden. Dies ist bei der Leitsternsuche sehr hilfreich.
 
Blick von oben auf den OAG.
Die Ringklemmung der Leitkameraaufnahme wurde nachträglich eingebaut, um die Leitkamera noch besser fixieren zu können.
Damit der OAG perfekt funktioniert, müssen die Leitkamera und die Aufnahmekamera so starr wie möglich fixiert sein. Es darf keinerlei Relativbewegung zwischen beiden Kameras stattfinden.
 
Die größte Herausforderung bei der Verwendung eines OAG ist es, die Aufnahmekamera (links im Bild ALccd 6c) und die Leitkamera (oben im Bild: blaue DMK31) gleichzeitig zu fokussieren. Dies kann nur durch Versuche ermittelt werden. Man sollte dabei bestrebt sein, die Abstände der Kameras zum OAG so kurz wie möglich zu halten (kurze Hebel).
In der oben gezeigten Konstellation passen die Chipabstände beider Kameras genau zusammen. Der Gesamtfokus wird nach wie vor über den Okularauszug am Teleskop eingestellt.
 
Hier ist eine andere Konstellation zu erkennen. Der TeleVue 0.8x Reducer/Flattener (grüne Beschriftung) muss genau 55 mm Abstand zur Chipebene der Aufnahmekamera einhalten. Zudem wird der Fokuspunkt etwas verschoben. Man erkennt im Bild deutlich, dass die Leitkamera (blau) nun einen erheblich größeren Abstand zum Prisma haben muss, um noch in den Fokus zu kommen.
 

Mein Fazit:

Der Mitsuboshi OAG5 Off-Axis Guider ist hervorragend dazu geeignet, wirklich exakte Autoguidingbedingungen sicherzustellen. Der OAG ist durchdacht, hochwertig verarbeitet und funktionell tadellos. Durch die 360° Rotationsmöglichkeit sowie der Möglichkeit, das Prisma in allen Freiheitsgraden einstellen zu können, gestaltet sich die Leitsternsuche zum Vergnügen.
Zum Einsatz kommt dieses System vor allem an meinem TEC140 mit 980 mm Brennweite mit "nur" 140 mm Öffnung. Trotzdem erhalte ich bei typischerweise 1sec Belichtungszeit in 90% der Fälle einen geeigneten Leitstern, ohne das ich den OAG überhaupt rotieren oder das Prisma schwenken muss.

Bei der Anschaffung eines OAG's sollte man unbedingt darauf achten, wie groß der maximale Durchlass für den Strahlenkegel ist. Es gibt Modelle am Markt, die hier sehr eng konstruiert sind (T2). Das klassische Kleinbildformat mit über 40mm Bilddiagonale würde hierbei bereits stark vignettiert werden.
Bei Newtons gestaltet sich die Verwendung eines OAG's zuweilen schwierig, weil der notwendige Komakorrektor + OAG meist schon zuviel Backfokus benötigt. Für diese Fälle sind im Handel seit Kurzem extrem flache OAG's verfügbar.

 
Technische Daten:

- Modell: Mitsuboshi OAG5
- freier Durchlass: 47 mm (engste Stelle im OAG)
- optische Baulänge: 36.5 mm / 55 mm mit 360° Rotator
- Prisma: 12 mm x 12 mm (in allen Freiheitsgraden verstellbar)
- Anschluss fernrohrseitig: 2" Steckhülse (diverse andere Adapter erhältlich)
- Anschluss Guidingkamera: 1 1/4" Aufnahme
- Anschluss Aufnahmekamera:: T2-Gewinde (diverse andere Adapter erhältlich)