Mamiya 200/2.8 Apo Mittelformatobjektiv Sekor F 645
 


Auf der Suche nach einer kurzbrennweitigen, fotografisch nutzbaren Optik im Bereich von ca. 200 mm sollten folgende Voraussetzungen erfüllt werden:

- Festbrennweite
- gute Sternabbildung in den Bildecken, ohne allzuweit abblenden zu müssen
- mind. f/2.8, damit nach der Abblendung noch genügend Licht übrig bleibt
- Ausleuchtung mind. 52 mm im Durchmesser
- Backfokus / Auflagemaß: mind. 60mm
- apochromatische Optik
- gute Fokussierbarkeit
- manuelle Einstellmöglichkeit der Blende
- manuelle Einstellmöglichkeit der Fokussierung

 
Mamiya 200/2.8 APO F 645

Gebräuchliche Kleinbildformat-Objektive der bekannten Hersteller (Canon, Nikon usw.) können einen 52 mm Bildkreis nur mit Mühe ausleuchten und das Auflagemaß ist üblicherweise im Bereich von nur 40-50 mm angesiedelt.
Der Backfokus meiner CCD-Kamera inkl. Filterrad und Adapterflansch liegt aber bereits bei ca. 53 mm. Es wäre also gar nicht möglich, normale KB-Objektive auf unendlich zu fokussieren.

Es lag also der Gedanke nahe, es mit einem Mittelformat-Fotoobjektiv zu versuchen. Die MF-Technik ist im Zuge der Digitalisierung zur Zeit eher rückläufig, sodass ich auf ein gutes Gebrauchtangebot hoffen konnte. Von den relativ alten Zeiss-Objektiven wurde mir eher abgeraten, sodass ich mich letztendlich für ein gebrauchtes Mamiya 200 / 2.8 Apo Sekor 645 Objektiv entschied.
 
Um die sehr kritische Fokussierung leichter durchführen zu können, habe ich von der
Fa. Astrotech ein "Fix Fokus FF65"-System montiert.
Im Wesentlichen besteht dieses Set aus zwei Spannbändern, zwei Halterungen und einer Mikrometerschraube. Ein Spannband wird auf das feste Teil des Objektivs, das andere auf das bewegliche Teil (Fokussierung) des Objektivs aufgezogen. Der Mitnehmer ist federnd gelagert, sodass der Fokus an der Mikrometerschraube absolut spielfrei eingestellt werden kann. Meiner Ansicht nach ist das ein Muss für jedes astronomisch genutzte Fotoobjektiv.
 
Befestigungs-Adapter
Aus einem alten Bajonett-Gegenstück entstand dieser Selbstbau-Adapter, mit dem das Objektiv in das Filterrad der CCD-Kamera eingeschraubt werden kann.
 
Kamerahalter
In diesem Selbstbau-Halter wird der Flansch vom Filterrad geklemmt. Das Unterteil besteht aus einer 3" Prismenschiene.
 
Befestigung am Filterrad
 
 
 
Objektiv mit Kamera und Filterrad auf der Montierung.
 
Bahtinov-Maske
Auch an diesem Fotoobjektiv nutze ich mit großem Erfolg eine passende Bahtinov-Maske. Ein Schaumstoffring hält die Maske während des Fokussiervorgangs auf der Gegenlichtblende fest.
 

Bildausschnitt der linken unteren Bildecke in 100% Ansicht
(hierfür auf das Bild klicken)

Das Objektiv war bei dieser Aufnahme (Luminanz) zwei mal abgeblendet (f /5.6). In der weiteren Praxis genügt es, auf f/5 abzublenden. Bei offener Blende (f /2.8) ist die Abbildung in der Bildmitte brauchbar, aber in den Ecken völlig unzureichend.

Weitere Aufnahmen:
M101 / M51 Widefield
NGC 6888 Widefield H-alpha
NGC 6888 Widefield RGB

 

Fazit:
Das Mamiya 200/2.8 hat meine Erwartungen voll erfüllt. Die Sternabbildung ist bis in die Ecken optimal, vorausgesetzt, man blendet auf ca. f/5 ab. Dieses Abblenden ist aber bei nahezu allen Fotoobjektiven notwendig. Mit Hilfe des Fix Fokus-Systems in Verbindung mit der passenden Bahtinov-Maske ist das Fokussieren sehr exakt möglich.
Leider habe ich festgestellt, dass die roten Wellenlängen, verglichen mit den anderen Farben, einen geringfügig abweichenden Schärfepunkt aufweisen.
Zwischen "Rot" bzw. H-alpha und SII und den anderen Farben muss also trotz Apo-Objektiv nachfokussiert werden.


Hersteller:
- Mamiya

- Typ-Bezeichnung: APO Mamiya A 1:2.8 SEKOR F 645

Technische Daten:
- Objektiv: Mittelformat Festbrennweite
- Brennweite: 200 mm
- größte Blendenöffnung: f/2.8
- Auflagemaß: 63.3 mm
- Ausleuchtung: Mittelformat 45 mm x 60 mm
- Anschlussart: Mamiya 645-Bajonett

Neupreis ca. EUR 1100,-