Celestron 11" Edge HD
digitale Schmidt-Kamera mit 280mm Öffnung / 2800mm Brennweite
 


 
 

Anfang Oktober 2009 stellte mir die Fa. Baader-Planetarium ein brandneues Celestron Edge HD 11" Teleskop inkl. Hyperstar-System für Testzwecke zur Verfügung.

Nachfolgend beschreibe ich meine persönlichen Eindrücke und praktischen Erfahrungen mit diesem Gerät.

Folgendes wurde mir zur Verfügung gestellt:

- Celestron Edge HD 11" digitale Schmidt-Kamera
- Hyperstar-System mit Kameraadapter
- Umbausatz Elektrofokussierer von Starlight Instruments / Starizona
- 2" Baader Clicklock Stutzen
- 8x50 Sucher mit abnehmbarer Sucherhalterung
- zusätzliche 3" Montageschiene für Zubehör
- aufsattelbare Vixen-Klemme (für mein Leitrohrsystem)
- abnehmbarer, zusätzlicher Handgriff
- 1 Paar Baader Leitrohrschellen mit Adaption auf die 3" Zusatzschiene
- flexible Celestron Taukappe

Erster Eindruck:

Nach dem Auspacken des Gerätes nebst Zubehör zeigte sich bereits die erste positive Überraschung. Celestron hat den neuen Edge HD Teleskopen ein modernes und ansprechendes Design spendiert.
Der Aluminium-Tubus des Celestron Gerätes ist metallic weiß lackiert. Der massiv wirkende, mattschwarze Spiegelhalter aus Aluminium-Guss sowie der vordere Abschlussring bilden dazu passend einen schönen Kontrast.

 

 

Die orangefarben eloxierte 3" Prismenschiene macht einen sehr soliden Eindruck.
Sehr gut hat mir der stabile und recht gut schließende Frontdeckel zum Schutz der
Schmidt-Platte gefallen.
Im direkten Vergleich mit meinem Planewave 12.5" CDK wirkt das Edge HD geradezu zierlich. Es spielt dabei in einer ganz anderen Gewichtsklasse, obwohl der Hauptspiegel gerade mal 1,5" weniger Durchmesser aufweist.
Das 11er Celestron ist durch die äußerst kompakte Bauweise sehr einfach und leicht handhabbar und damit auch für den mobilen Einsatz bestens geeignet.
Der griffig gummierte Stellknopf für die Hauptspiegelverstellung lässt sich leicht und samtweich drehen.
Fa. Baader hatte den serienmäßigen Okularstutzen am hinteren Ende gegen eine hauseigene 2" Clicklock-Klemme getauscht. Mit einer leichten Drehung lassen sich damit auch schwere Zubehörteile einfach, sicher und vor allem verkippungsfrei adaptieren.
Neu ist auch die Belüftung des Hauptspiegels. Seitlich befinden sich zwei ovale Lüftungsöffnungen, die zum Schutz vor Staub mit einer sehr feinen Edelstahl-Gaze abgedeckt sind. Leider vermisst man elektrische Lüfter, welche das Auskühlen des Hauptspiegels noch erheblich beschleunigen könnten.

 

Mein allererster Eindruck:

Modernes und ansprechendes Design, "Look-and-Feel" recht hochwertig,
das Edge HD verspricht viel Spaß.

 

 

Erste Testaufnahme bei großer Luftunruhe mit dem Edge-HD bei voller Brennweite
(2800 mm).
Kamera: TIS DMK41 Videokamera

 

Optisches Design:

Celestron bezeichnet die Edge HD Optik (Edge High Definition) als "aplanatisches Schmidt-Cassegrain Teleskop". Das Bildfeld wird, insbesondere für die fotografische Eignung, mittels einer eingebauten Korrekturoptik geebnet.
Laut Herstellerangabe soll das ebene und komafreie Bildfeld 42 mm im Durchmesser betragen.
Somit sollte es theoretisch möglich sein, Sterne auch auf Chips im Kleinbildformat (36 x 24 mm) bis hin zum äußersten Rand punktförmig abzubilden.

 

Visuelles "First Light":

Für die erste visuelle Beobachtung hatte ich mir den günstig stehenden Jupiter ausgesucht.
Ein vorsichtiger "Rüttel"-Test ergab, dass das Teleskop mit Hilfe der 3" Prismenschiene stabil und ohne merkliches Nachschwingen auf der Montierung gehalten wird (10micron GM2000). Rohrschellen halte ich daher für überflüssig.
Mit dem Baader Großfeld-Bino, bestückt mit zwei 24 mm Panoptik Okularen und einem 1.25x Glaswegkorrektor, ergab sich eine Vergrößerung von ca. 146-fach. Auf der Oberfläche von Jupiter waren trotz recht unruhiger Luft zeitweise schöne Details in den Wolkenbändern zu erkennen und die Monde wurden sauber abgebildet.
Der Fangspiegel war trotz des Transportes nur ganz leicht dejustiert, wie ich im nachfolgenden Test festgestellt hatte.

Das unvermeidliche Hauptspiegelshifting machte sich beim Fokussieren zwar etwas bemerkbar, aber ich empfand dies nicht als sehr störend. Das Bildfeld wanderte beim Scharfstellen um etwa einen halben Jupiterdurchmesser hin und her.

Am Westhorizont erschienen dann leider immer mehr Wolken, sodass ich mit Hilfe des Goto nur noch kurz auf M13 und M27 schwenkten konnte.
M13 erschien dabei erwartungsgemäß aufgelöst und in M27 konnte ich trotz Horizontnähe schöne Details beobachten.

Erstes Fazit an diesem Abend:
Alles funktioniert wie es soll.

 

 

Celestron 11" Edge HD mit adaptiertem Baader T2-Zenitprisma und
Baader-Großfeldbino.
Im Bild sind auch die beiden Drehknöpfe für die Hauptspiegelfixierung zu erkennen.

 
 

Fotografische Nutzung bei voller Brennweite (f/10):

Beim 11" Edge HD Teleskop wird ein korrigiertes Bildfeld von 42 mm angegeben
(mit Hyperstar-Option 27 mm). Das Edge-HD unterscheidet sich von den Mitbewerbern dadurch, dass das Bildfeld nicht nur komafrei sondern zudem geebnet ist. Dies spielt bei der Fotografie mit größeren Chips eine entscheidende Rolle. Nur bei einem geebneten Bildfeld können Sterne in den äußeren Ecken genauso punktförmig wie in der Bildfeldmitte abgebildet werden.
Celestron erreicht dies durch die Verwendung eines hochwertigen Korrektorsystems.

Der optimale Abstand zur Chipebene, gemessen ab der Gehäuserückwand, soll laut Hersteller 146.5 mm betragen.
Zufällig betrug die Gesamtlänge meines Image-Trains, bestehend aus 2" Adapterhülse, Off-Axis-Guider und ALccd 6c Kamera ca. 154 mm.
Dieser Abstand lag einigermaßen nahe am optimalen Backfokus und so konnte ich gleich feststellen, wie viel Toleranz bezüglich des Backfokus möglich ist.
Ich konnte im Rahmen der vorherrschenden Seeingbedingungen keine signifikante Bildverschlechterung feststellen. Für optimale Ergebnisse halte ich es allerdings für ratsam, den vorgegebenen Abstand so genau wie möglich einzuhalten.

 

 

Off-Axis-Guider (Mitsuboshi) mit ALccd 6c-Kamera (QHY8) und
StarlightXPress Lodestar Guidingkamera

 

Dank der eigens für das Edge-HD beschafften Bahtinov-Maske kann der optimale Fokus in kurzer Zeit hinreichend exakt eingestellt werden.
Erstaunlich fand ich dabei, wie feinfühlig sich der Hauptspiegel mit dem manuellen Fokussierknopf einstellen lässt. Trotzdem erleichtert ein motorisch betriebener Fokussiermechanismus das Scharfstellen ungemein. Bei f/10 ist die Fokustoleranz noch recht großzügig, aber spätestens bei f/2 (Hyperstar) kommt es auf kleinste Veränderungen an.

 
 

Speziell angefertigte Bahtinov-Maske für optimales Fokussieren. Diese Maske funktioniert sowohl bei der vollen Brennweite (f/10) als auch mit der Hyperstaroption bei f/2.

 

Als ich bei der ersten Deep-Sky Testaufnahme den Hantelnebel genau in die Mitte des Bildfeldes gerückt hatte, überlies ich den Verlauf des restlichen Abends meiner Aufnahmesoftware, MaxIm DL.
Eine zwischenzeitliche Kontrolle der Rohbilder ergab keine nennenswerten Veränderungen der Schärfe oder Verschiebungen des Bildfeldes. Dies deutete also darauf hin, dass der Hauptspiegel durch die Fixiereinrichtung tatsächlich keinerlei Bewegungen unterliegt.
Das Gesamtsystem ist zudem sehr fokusstabil.
Nach über 3 Stunden Belichtungszeit (20 min Subframes) konnte ich mich über zehn nahezu identische Rohbilder des Hantelnebels freuen.

 

 

M 27 - Hantelnebel
10x 20 min mit Alccd 6c (keine Darks, keine Flats)
Brennweite 2800 mm
voller Bildausschnitt
 
 

M 1 - Krebsnebel
8x 20 min mit Alccd 6c (keine Darks, keine Flats)
Brennweite 2800 mm
Bildausschnitt ca. 95 % vom Kamerabildfeld

 

 

M 1 - Krebsnebel
8x 20 min mit Alccd 6c (keine Darks, keine Flats)
Brennweite 2800 mm.
Detailausschnitt bei voller Kameraauflösung



 

Mondaufnahme
Brennweite 2800 mm.
Kamera: TIS DMK41 Videomodul

 
 

Fazit:
Mit der fotografischen Handhabung des Edge-HD hatte ich bei der vollen Brennweite keinerlei Probleme. Die Sternabbildung ist auch bis in die äußersten Ecken sehr ordentlich, vorausgesetzt der Fangspiegel ist genau justiert (getestet mit 28 mm Chip-Diagonale).

 
 



Fotografische Nutzung mit der Hyperstar-Option (f/2):
(Abbildung mit montierter Alccd 6c Kamera)

 

 

Hyperstar-Optik

Das interessanteste Zubehörteil für das Edge HD Teleskop ist zweifelsohne die Hyperstar-Option. Es handelt sich hierbei um eine Linsenoptik, welche das ursprüngliche f/10-System im kürzester Zeit in ein superschnelles f/2-System umwandelt.
Die eigentliche Hyperstar-Optik wird an Stelle des Fangspiegels in den Adapter der Schmidt-Platte eingeschraubt. Die Optik ist mit Zug- und Druckschrauben voll justierbar. Die daran montierte Kamera kann frei um 360° rotiert werden, um den optimalen Bildausschnitt festzulegen.

 
 

Entfernter Fangspiegel. Hier wird einfach die Hyperstar-Optik in die Aufnahmevorrichtung eingeschraubt.

 
 

Beim Rückbau kann der Fangspiegel nicht verdreht eingebaut werden, weil ein Zapfen in die Nut des Fangspiegel-Halters einrastet. Auch die Justage bleibt voll erhalten.
Der Umbau dauert dabei jeweils maximal 2 Minuten.

 
 

Die Brennweite beträgt beim 11" Edge HD mit Hyperstar dann 560 mm. Das korrigierte Feld liegt bei stattlichen 27 mm. Damit können DSLR's mit Crop Chip oder die beliebte Alccd 6c Pro (QHY8) Kamera gut ausgeleuchtet werden. Die auftretende Vignettierung lässt sich leicht durch Flatfield-Bilder oder entsprechende Software wegrechnen.
Besonders die Alccd 6c Pro-Kamera wäre hierfür das ideale Aufnahmegerät, weil sie durch ihren schlanken, runden Aufbau keinerlei zusätzliche Vignettierung ins Bildfeld einbringt.

Die Belichtungszeiten werden bei der Verwendung der Hyperstar-Optik gegenüber der Originalbrennweite drastisch reduziert. Diese verkürzen sich rechnerisch um den Faktor 25.
Natürlich darf man nicht vergessen, dass dabei die effektive Brennweite von 2800 mm auf 560 mm reduziert wird.
Der abgebildete Flächenabschnitt des Himmels ist bei Verwendung der Hyperstar-Optik 25x größer, als bei der Originalbrennweite (f/10)

 
 

Vergleich der Bildausschnitte zwischen Originalbrennweite ( f/10 bei f = 2800 mm) und der Hyperstar-Option (f/2 bei f = 560 mm)

 

 

Für optimale Sternabbildungen in allen Bildbereichen ist allerdings eine recht genaue Justage der Hyperstar-Optik notwendig, wie sich in der praktischen Anwendung gezeigt hat.

Als erstes fotografisches Testobjekt hatte ich mich für den wohl bekannten Doppelsternhaufen h/chi im Sternbild Perseus entschieden.
Die Fokussierung mit der Hyperstar-Optik kann mit derselben Bahtinov-Maske durchgeführt werden, wie sie auch für die volle Brennweite verwendet wird. Die mittlerweile montierte Motorfokussierung war eine echte Hilfe, da die Hauptspiegel-Fokussierung durch die 10:1 Untersetzung in hinreichend kleinen Schritten bewerkstelligt werden kann.

Nach der ersten Testbelichtung von nur wenigen Minuten wurde schnell klar, dass die Belichtungszeiten tatsächlich extrem kurz ausfallen können und trotzdem bereits eine ganze Menge an Information auf dem CCD-Sensor gesammelt wird.
Folglich kam ich dann bei der eigentlichen Aufnahmeserie von h/chi mit 10x 2 Minuten Subframes aus.
Auch ein kurzer Versuch an der Galaxie M 33 zeigte offensichtlich, dass bereits nach wenigen Minuten Belichtungszeit deutlich einige Spiralarme auf dem Rohbild zu erkennen waren.

Die Aufnahmebedingungen bei den nachfolgenden Bildern waren leider nicht optimal. Wegen des anhaltend schlechten Wetters während der Testphase musste ich jede Wolkenlücke nutzen.

 

 

h/chi - Doppelsternhaufen
8x 2 min mit Alccd 6c (keine Darks, keine Flats)
Brennweite 560 mm.
100 % Bildausschnitt

 
 

M45 - Plejaden mit Hyperstar
21 x 2 min mit Alccd 6c (keine Darks, keine Flats)
Brennweite 560 mm.
Bildausschnitt ca. 80 % vom Kamerabildfeld

 
 

M 42 - Orionnebel mit Hyperstar
33 x 2 min mit Alccd 6c (Flatfield-kalibriert)
Brennweite 560 mm.
100 % Bildausschnitt

 
 

Fazit zur Hyperstar-Optik:
Wer, so wie ich, noch nie zuvor mit einer superschnellen f/2 Optik belichtet hat, wird sehr erstaunt sein, wie viel Bildinformation in kürzester Zeit auf dem CCD-Chip gesammelt wird. Länger als 2 min musste ich bei keiner Aufnahme belichten. Guiding ist bei einer gut laufenden Montierung nicht notwendig.
Die Belichtungszeiten können durch die schelle f/2 Optik extrem kurz gehalten werden.

Der Umbau auf die Hyperstar-Optik und wieder zurück auf die Originalbrennweite ist wirklich kinderleicht und in maximal zwei Minuten erledigt. Die Justage bleibt in beiden Fällen voll erhalten.
Das System hat mich überzeugt und es erweitert das fotografische Einsatzgebiet des Edge-HD Teleskopes ungemein.
Die Zuleitungen der Kamera laufen im Betrieb zwar quer über die Öffnung, aber es entstehen nur bei sehr hellen Sternen leichte Beugungseffekte in Form von Spikes.

Allerdings muss Hyperstar-Optik genau justiert werden, um über das gesamte Bildfeld optimale Sternabbildungen zu erreichen.
Mit einer selbstgebauten Blende von ca. 220 mm Durchmesser kann das Beugungsbild am unscharfen Stern jedoch sehr gut beurteilt werden, da ein schmaler Lichtring entsteht, dessen "Rundheit" sehr gut zur Justage beurteilt werden kann.
Die Justage an sich ist wegen der Zug- und Druck-Schräubchen zwar etwas fummelig, aber durchaus auch vom ungeübten Astrofreund zu bewerkstelligen.

 
 
 

Die Hyperstar-Optik wird in einem sehr hochwertigen Pelican-Koffer geliefert.


Der Aufbewahrungsbehälter für den sehr empfindlichen Fangspiegel ist praktischerweise gleich mit integriert. Der Behälter wird einfach vom Hyperstar-Gehäuse abgeschraubt (im Bild links) und der nicht benötigte Fangspiegel kann darin verstaut werden. Gesichert wird dieser dann mit der Überwurfmutter des Fangspiegelhalters.
Ich halte das für eine sehr clevere Lösung, obwohl ich eine Weile gebraucht habe, um das Prinzip zu verstehen.

 
 

Nützliches Zubehör:

Da mich in erster Linie die fotografischen Qualitäten des Edge HD Teleskopes interessierten, hatte ich die Fa. Baader im Vorfeld gebeten, mir einige nützliche Zubehörteile bereitzustellen.

 

Elektrische Fokussiereinrichtung für den Hauptspiegel:

Perfektes Fokussieren ist einer der wichtigsten Punkte bei der Astrofotografie. Aus diesem Grund montierte ich die von Fa. Baader bereitgestellte elektrische Fokussiereinheit von Starizona / Starlight-Instruments.
Hierbei verschiebt ein Schrittmotor den Hauptspiegel in sehr feinen Schritten. Die Montage der Getriebeeinheit erfordert allerdings etwas handwerkliches Geschick und Ungeübte sollten den Umbau direkt vom Händler durchführen lassen.

 
 

Motor und 10:1 Getriebe für die elektrische Betätigung der Hauptspiegelfokussierung (Starlight Instruments)

 
 

Steuergerät für den Fokussiermotor mit Positionsanzeige im Display (Starizona).
Die Steuerung hat viele nützliche Funktionen (u.a. Temperaturkompensation) und kann zudem über einen USB- Anschluss direkt mit dem PC verbunden werden. Es kann auch eine Autofokusfunktion über FocusMax realisiert werden.

 

Zusätzliche Montageschiene:

Auf meinen Wunsch hat Fa. Baader eine stabile 3" Zusatzschiene auf die Oberseite des Tubus montiert. Auf diese Schiene können mittels Reitern etliche Zubehörteile wie z.B. Leitrohrschellen, Handgriffe usw. einfach und sicher montiert werden.

 
 
 

Flexible Taukappe:

Celestron bietet für das C11 eine flexible Taukappe aus schwarzem Kunststoffmaterial an. Diese kann bei Bedarf relativ Platz sparend zusammengerollt werden.
Ein einfacher Klettverschluss hält dabei die Taukappenenden zusammen. Die Formstabilität könnte etwas besser sein, da es leicht zu Abschattungen der Öffnung kommen kann.

 
 

Sucher:

Mitgeliefert wurde ein Celestron geradsichtiger 9x50 Standardsucher, welcher das Bild um 180° dreht. Mit dabei ist eine stabile Sucherhalterung mit Schnellwechsler. Der Sucher kann über das Objektiv exakt fokussiert werden. Die Justage des Suchers geht über zwei Einstellschrauben und einer Gegendruckfeder.

 

Leitrohrschellen:

Auf Wunsch wurden original Baader Leitrohrschellen mit beigefügt. Ein nettes Feature ist, dass diese separat auf 3" Prismenschienenreitern montiert sind. Die Schellen können somit frei auf der oberen Montageschiene verschoben und auch leicht abgenommen werden. Die Baader-Leitrohrschellen sind dabei wesentlich massiver ausgeführt, als die auf dem oberen Bild dargestellten Leitrohrschellen.

 

Zusätzlicher Tragegriff:

Eine sehr praktische Sache ist der stabile Kunststoffgriff, welcher ebenfalls auf Reitern montiert ist. Der Griff lässt sich zum bequemen Tragen einfach montieren und nachher wieder abnehmen, um alternatives Zubehör aufzusatteln.

 
 

Justage:

Die Justage eines Schmidt-Cassegrain-Systems gestaltet sich relativ einfach, da nur der Fangspiegel kollimiert werden muss.
Am einfachsten finde ich die Durchführung der Justage mit Hilfe einer Videokamera, deren Life-Bild am PC-Bildschirm verfolgt werden kann.
Man sucht einen hellen Stern, bringt diesen mit der Montierung genau in die Mitte des Bildfeldes und stellt diesen Stern unscharf. Nun ist der Fangspiegelschatten mehr oder weniger zentrisch im unscharfen Sternbild zu erkennen. Durch Lösen und Festziehen der entsprechenden Justierschrauben am Fangspiegelhalter versucht man dann, alle Abbildungen konzentrisch zu justieren. Dabei muss das Bild mit der Montierung immer wieder exakt in die Mitte des Bildfeldes zurück geholt werden, da der Fangspiegel und damit auch die Bildebene bei der Justage leicht verkippt wird.
In der Anleitung zum Gerät wird jeder Schritt ausführlich beschrieben.

 
 

Justageschrauben am Fangspiegelhalter. Die Schrauben können nach der Kollimation durch einfaches Drehen des Deckels "versteckt" werden.
Eine werkzeuglose Bedienung (z.B. "Bobs Knobs") hätte ich allerdings sehr begrüßt.

 
 

Meine persönliche Gesamteinschätzung:

Zugegebenermaßen war ich zwar zu Anfang neugierig aber auch skeptisch, ob ein Massenprodukt, wie es ein Schmidt-Cassegrain Teleskop nun mal ist, in der Praxis wirklich überzeugen kann.

Besonders interessant fand ich die Frage, wie sich die Celestron 11" digitale Schmidt-Kamera gegenüber des dreimal so teuren Planewave 12.5" CDK's schlagen wird. Rein die optischen Daten betrachtet, liegen zwischen den beiden Geräten keine großen Unterschiede (11" gegenüber 12.5" und 2800 mm gegen 2541 mm Brennweite) - wohl aber in den Dimensionen, im Gewicht und vor allem im Anschaffungspreis
Unter diesen Gesichtspunkten betrachtet, schlägt sich das 11" Celestron Gerät überraschend gut.

Die Unterschiede betreffen eher die Details, welche aber in Summe (und besonders bei der Astrofotografie) eine sehr wichtige Rolle einnehmen. Hier denke ich in erster Linie an die Fokussiermechanik, Hauptspiegel-Kühlung, Tauanfälligkeit, verwendete Materialien, Fokusstabilität und vor allem die Größe des korrigierten Bildfeldes. Hier ist das CDK mit 52 mm Bildfeld deutlich im Vorteil, wenn es um die Ausleuchtung sehr großer Chips geht, welche sich aktuell immer mehr verbreiten.
Auf der anderen Seite kann das 11" Celestron klar im Preis und vor allem in der Brennweitenflexibilität mit der Hyperstar-Option punkten. Zudem erscheint es gegenüber dem Planewave Gerät geradezu winzig und leichtgewichtig. Die geeignete Montierung kann dabei wesentlich kleiner und damit viel preisgünstiger ausfallen.

Alles in allem kann ich die 11" Edge HD digitale Schmidt-Kamera von Celestron sehr empfehlen und zwar sowohl für den visuellen wie auch für den fotografischen Einsatzzweck. Ein SC-System aus Serienproduktion wird immer ein Alround-Kompromissgerät sein, aber, wie ich finde, ein sehr guter.
Celestron ist mit diesem neuen Teleskop ein hervorragender Wurf gelungen, dessen Konzeption sehr praxisgerecht umgesetzt wurde. Durch die Zusatzoption in Form der Hyperstar-Optik ist dieses Gerät an Vielseitigkeit kaum zu überbieten.

 
 

Mein Fazit:

Pro:
- mechanisch stabil, wertiges Konzept
- angenehmes "Look-and-Feel"
- 42 mm fotografische Bildausleuchtung bei f/10
- geebnetes und komafreies Bildfeld
- ansprechendes Design und Finish
- visuell und fotografisch nutzbar
- einfache Justage
- für ein 11" Teleskop recht leicht, extrem kompakte Bauform
- nur moderat große Montierung notwendig
- geniale Hyperstar-Option verfügbar, dabei f/10 und f/2 mit einem Teleskop nutzbar
- sehr einfache Montage der Hyperstar-Optik
- saubere Sternabbildung über das komplette Feld
- praxisgerechter Objektivdeckel
- jedes erdenkliche Zubehör kommt leicht in den Fokus (HS-Fokussierung)
- geschlossenes System verschmutzt nicht so leicht
- angemessener Preis

Contra:
- f/10 bei Originalbrennweite systembedingt recht "langsam" für Fotografie
- lange Auskühlzeit (geschlossenes System)
- flexible Originaltaukappe ist recht unpraktisch und kann die Öffnung abschatten
- Schmidtplatte neigt sehr schnell zu Betauung
- Fangspiegeljustage nicht werkzeuglos möglich

 

Technische Daten:

Celestron 11" Edge HD
Hersteller: Celestron
Bezeichnung: Celestron 11" Edge HD digitale Schmidt-Kamera
optisches Design: Bildfeldkorrigiertes Schmidt-Cassegrain
fotografisch nutzbares Bildfeld: 42 mm
Öffnung: 11" / 280 mm bei f/10
Brennweite: 2800 mm
Obstruktion: ca. 34 %
Kühlung HS: passiv über Tubusöffnungen
Backfokus (fotografisch): optimal bei 146.5 mm ab Gehäuserückwand
Gewicht: ca. 15 kg (mit zusätzlicher 3" Montageschiene)
Baulänge (nur Tubus): ca. 570 mm
Durchmesser: ca. 310 mm
Tubus: Aluminium
Preis OTA in Deutschland (Stand 01/2010): EUR 3.725,-

Hyperstar-Option
Hersteller: Starizona
Gewicht: ca. 1.1 kg
fotografisch nutzbares Bildfeld: 27 mm
Preis in Deutschland (Stand 01/2010): EUR 995,-