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Montierungen |
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Mit dem Thema: "Montierungen
für Teleskope" könnten reihenweise ganze Bücher
gefüllt werden. Ich will trotzdem versuchen, an dieser Stelle
auf die grundlegenden Unterschiede und Funktionsweisen einzugehen.
Grundsätzlich
kann man folgende Montierungsarten unterscheiden:
- Alt-Az-Montierungen
- parallaktische Montierungen
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Alt-Az-Montierungen
Hinter
dem Begriff "Alt-Az" verbirgt sich nichts anderes, als
die einfachste Montierungsart. Es kann wie bei einem Fotostativ
nur nach links oder rechts bzw. oben oder unten geschwenkt werden.
Alt bedeutet Altitude, also die
Verstellung in der Höhe (rauf und runter)
Az bedeutet Azimut, also die Verstellung
nach rechts oder links.
Alt-Az-Montierunen gibt es in sehr vielen verschiedenen Ausführungen
und Tragfähigkeiten. Man kann Sie kugelgelagert, mit Feintrieben
oder auch als einfache Holzbox (Rockerbox) im Falle eines Dobsons
erhalten.
Auch die klassische Gabelmontierung gehört
zu dieser Montierungsart. |
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Dobson-Montierung
Eine
besondere Alt-Az Montierung ist die Montierung nach John
Dobson. Dabei wird der Teleskoptubus (in den allermeisten Fällen
ein größeres Newton Teleskop) einfach in die sog. Rockerbox
eingehängt. Das kann eine simple Holzkiste sein. Die Höhenräder
sind dabei für die Verstellung in der Höhe zuständig.
Die Seitliche Bewegung wird durch eine Lagerung der gesamten Rockerbox
auf einem Teller ermöglicht.
Ein Bild sagt hierbei mehr als 1000 Worte (siehe weiter unten)
Bei einer
Dobson Montierung ist es wichtig, dass die Gleitmaterialien gut
aufeinander abgestimmt sind. Sehr gut hat sich die Materialpaarung
aus Formica "Ebony Star" mit Teflon bewährt. Formica
ist ursprünglich eine harte Beschichtung für Küchenarbeitsplatten,
welche eine relativ rauhe Oberfläche aufweist.
Wichtigstes Kriterium ist, dass das Losbrechmoment der Lagerung
möglichst gering ist. Der Übergang von Haft- zu Gleitreibung
muss möglichst ruckfrei sein, damit die Montierung beim Nachführen
nicht über das Ziel hinausschießt. Je präziser und
leichtgängiger eine Dobsonmontierung funktioniert, desto mehr
Freude hat man daran.
Gemäß dem Wunsch von John Dobson ist eine Dobson Montierung
ideal, wenn zur Höhenverstellung in etwa die selbe Kraft benötigt
wird, wie für die rechts-links Verstellung. Man sollte das
Teleskop leicht "diagonal" nachführen können
- also gleichzeitig nach links und nach oben.
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Beispiele
für Dobson-Montierungen: |
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Die
oben genannten Alt-Az Montierungen sind vorwiegend für die
visuelle Beobachtung bestimmt. Wenn das Beobachtungsobjekt aufgrund
der Erddrehung langsam aus dem Bildfeld herausdriftet, muss man
einfach manuell das Teleskop ein wenig "nachschubsen"..
Die Nachführung geht dabei volkommen manuell und intuitiv.
Man sollte aber immer bedenken, dass bei 500-facher Vergrößerung
beispielsweise ein Planet in wenigen Sekunden durch das Bildfeld
huscht. Dobson Teleskope kommen bei diesen Vergrößerungen
schnell an ihre Grenzen, wie die Feintriebe fehlen.
Abhilfe kann eine Equatorialplattform
schaffen. |
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Parallaktische
Montierungen:
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parallaktisch
montiert... was heißt das?
Wie bereits
bekannt ist, dreht sich unsere Erde in ca. 24h einmal um ihre eigene
Achse. Alle Objekte am Himmel bewegen sich dabei scheinbar um einen
fixen Drehpunkt. Dieser virtuelle Drehpunkt liegt auf der Nordhalbkugel
zufällig fast genau in Richtung Polaris (Polarstern / alpha-UMi).
Findige Köpfe sind
nun auf die Idee gekommen, eine einfache Alt-Az-Montierung so geschickt
anzuordnen, dass bei genauer Ausrichtung auf den Himmelspol nur
in einer Achse anstatt in beiden Achsen nachgeführt werden
muss. Diese Achse ist die Rektaszensionsachse (auch
genannt R.A.-Achse oder Stundenachse).
Es ist also bei einer parallaktischen Montierung nicht mehr nötig,
während der Beobachtung gleichzeitig nach oben (bzw. unten)
und Osten nachzuführen. Es genügt, die
Rektaszensionsachse gleichmäßig analog der Erddrehung
mitzubewegen. Diese Bewegung kann auch leicht von einem Elektromotor
(Schrittmotor mit Steuerung) übernommen werden, was die Sache
besonders genau und bequem macht.
Spätestens
wenn man mit seinem Teleskop Objekte fotografieren möchte,
wird man nicht umhin kommen, eine parallaktische Montierung anzuschaffen.
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Einnordung
einer parallaktischenMontierung:
Je genauer eine parallaktische Montierung auf den Himmelspol
eingenordet ist, desto präziser erfolgt die Nachführung.
Präzise Nachführung bedeutet, dass ein im Okular zentrierter
Stern über eine lange Zeit genau in der Mitte des Bildfeldes
bleibt, ohne in irgend eine Richtung langsam wegzudriften.
Gerade bei der Langzeitfotografie, insbesondere mit langen Brennweiten,
ist dies ein wichtiger Faktor, um punktförmig abgebildete
Sterne zu erhalten.
Für die visuelle
Beobachtung genügt es in den meisten Fällen, die R.A.
Achse ungefähr auf den Polarstern auszurichten. Notfalls
kann dies auch grob mit einem Kompass gemacht werden. Die einzustellende
Polhöhe entspricht übrigens genau dem Breitengrad, auf
dem sich der Beobachter befindet. Bei mir hier im Norden von Stuttgart
sind das ca. 48°.
Wenn es aber, wie bei
der Fotografie, auf eine möglichst exakte Einnordung ankommt,
können verschiedene Hilfsmittel herangezogen werden.
Das Einfachste ist es, einen guten Polsucher zu verwenden. Hierbei
handelt es sich um ein kleines Fernrohr, welches genau parallel
zur Stundenachse liegt. Oftmals ist dieser Polsucher direkt innerhalb
der R.A. Achse positioniert. Dabei kommt es darauf an, dass der
Polsucher genau rotationssymmetreisch zur R.A. Achse justiert
ist. Die eingeätzte Mittenmarkierung, welche den eigentlichen
Drehpunkt markiert (die Stelle, an der später auch der Himmelspol
liegen muss), darf bei einer Drehbewegung der R.A. Achse nicht
"eiern".
Der Himmelspol ist
nicht direkt sichtbar. Daher muss der etwa 2° entfernte Polarstern
als Orientierung dienen.
Da der Himmelspol und
damit der eigentliche Drehpunkt nicht genau auf dem Polarstern
liegt, muss der Polsucher vor der Einordung mit dem aktuellen
Datum und der aktuellen Uhrzeit abgeglichen werden. Man muss letztendlich
nur wissen, in welcher Richtung der Polarstern aktuell bezüglich
des eigentlichen Himmelspols versetzt ist.
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Mit der Polsuchermethode
kann eine parallaktische Montierung bereits sehr genau eingenordet
werden. Falls jedoch noch höhere Anforderungen an die exakte
Einnordung gestellt werden, muss mit der sogenannten "Scheinermethode"
die noch vorhandene Sterndrift analysiert werden. Nach einer nicht
ganz trivialen Vorgehensweise kann so die höchste Genauigkeit
erreicht werden. Anleitungen zur Methode nach Scheiner gibt es z.B.
hier
oder hier.
Mittlerweile gibt es
aber auch einfache Programme, welche mit einer WebCam "einscheinern".
Das Programm führt den Anwender dann automatisch durch die
Prozedur.
Siehe hier.
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Wozu
dienen die verschiedenen Achsen bei einer parallaktischen Montierung? |
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Eine
parallaktische Montierung hat insgesamt 4 bewegliche Achsen. Die
Bewegungen können jeweils in einer kleinen Animation
verfolgt werden. Einfach auf das entsprechende Bild klicken, um
die Animationen zu laden (jeweils ca. 1.2MB)
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Azimut-Einstellung
(Az)
rechts-links, wird nur vor Beobachtungsbeginn zur Einnordung auf den
Himmelspol benötigt.
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(Klick
aufs Bild lädt Animation) |
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Polhöhenachse
(Alt)
Verstellung der Polhöhe nach oben und unten , wird ebenfalls
nur zur Einnordung benötigt
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(Klick
aufs Bild lädt Animation) |
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Rektaszensionsachse
(R.A)
R.A.Achse
bzw. Stundenachse.
Mit deser Achse wird (zusammen mit der Deklinationsachse) das gewünschte
Objekt eingestellt.
Dies ist auch gleichzeitig die Achse, welche die eigentliche Nachführbewegung
übernimmt.
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(Klick
aufs Bild lädt Animation) |
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Deklinationsachse
(Dec)
H ier wird die Höhe, sprich die Deklination des Objekts eingestellt.
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(Klick
aufs Bild lädt Animation) |
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A)
Es ist wichtig zu wissen, dass die Azimut- und die Polhöhenachse
ausschließlich zur Einnordung der Montierung
betätigt werden müssen. Bei der späteren Beobachtung
wird daran auf keinen Fall mehr etwas verändert.
B)
Das eigentliche Beobachtungsobjekt wird nach dem Einnorden
der Montierung ausschließlich mit
der Rektaszensionsachse und der Deklinationsachse eingestellt.
C)
Die Nachführung übernimmt bei guter Einnordung die R.A.
Achse. Die Dec-Achse wird nur bei kleinen Korrekturen benötigt. |
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